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Naturschutzgebiet - Schwafheimer Meer

Das ca. 28 ha große Naturschutzgebiet liegt in einer ehemaligen Hochflutrinne des Rheins. Es beinhaltet Teile des Schwafheimer Meeres, ein vom Schwafheimer Bruchkendel durchflossenes Altwasser. Das von einem dichten Schilfgürtel umgebene Gewässer ist Lebensraum vieler Wasservögel, Schilfbewohner und Amphibien.

Zum Verständnis:
Es gibt im gesamten Kreis Wesel nur drei weitere nennenswerte Schilf- /Röhrichtbereiche:
Bislicher Insel, Orsoyer Rheinbogen und Bislich Vanum.

Röhrichtbereiche sind unbedingt zu fördernde Biotop-Typen!

Fotos: Jürgen Bodde (zm Vergrößern anklicken!)
Text: Andrea Schwenke

Durch zahlreiche Hecken, die extensiv genutztes, z. T. feuchtes Grünland umgeben, ist das Gebiet sehr strukturreich. Dazu trägt auch ein kleiner Buchenmischwald mit hohem Totholzanteil und alten Bäumen bei. Für Naturinteressierte sind zahlreiche Informationstafeln und ein Beobachtungsstand für Vögel aufgestellt worden.

Das NSG zeichnet sich durch seinen sehr großen Strukturreichtum aus, der durch das Vorkommen verschiedener naturnaher Lebensräume auf kleinem Raum erreicht wird. Wald, Hecken- und Gehölzstreifen, Gewässer und meist extensiv genutztes Grünland bieten verschieden Tier- und Pflanzenarten einen hervorragenden Lebensraum. Besonders das Schwafheimer Meer hat sich durch das weitgehende Fehlen von Wegen zu einem ungestörten Lebensraum für Wasservögel entwickelt. Dieser reich strukturierte Bereich, der in einer alten Rheinstromrinne mit grünlanddominiertem Niederungszug liegt, ist zentraler Bestandteil eines landesweit bedeutsamen Biotopverbundkorridors für Pflanzen und Tiere zwischen Moers und Rheinhausen. Zu den Hauptentwicklungszielen gehört eine weitere Renaturierung des Schwafheimer Bruchkendel, die Förderung artenreichen Grünlandes durch extensive Nutzung und eine Umwandlung angrenzender Ackerflächen in Grünland.

Link zum Bundesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen

Hier finden Sie weitere Informationen zu den Schutzzielen dieses Naturschutzgebietes, zu Lebensraumtypen und anzutreffenden Pflanzenarten.

Renaturierung einer trockengefallenen Alluvialrinne

Als das Schwafheimer Meer, eines der typischen niederrheinischen Rinnengewässer, Anfang der 70er Jahre aufgrund bergbaulicher und wasserwirtschaftlicher Einflüsse trocken fiel, blieb von dem einst faunistisch und floristisch bedeutenden Gewässer nur eine wenig ansehnliche Mulde zurück. Statt Wasser- und Sumpfpflanzen wuchsen bald nur noch Brombeeren und Brennnesseln. Bevor der Rhein eingedeicht wurde bzw. die Deiche noch nicht ihre heutige Höhe hatten, trat der Rhein bei Hochwasser im Raum Rheinhausen-Friemersheim immer wieder über die Ufer und Wasser floss durch die in der Alluvialzeit gebildete Rinne über Moers Richtung Rheinberg ab. Nordwestlich des Schwafheimer Meeres vereinigten sich zwei solcher Abflussrinnen: der Aubruchkanal und der Schwafheimer Bruchgraben. Bis etwas zur Mitte des 20. Jahrhunderts standen die tiefsten Stellen fast jährlich einige Zeit unter Wasser. Erst ab den 60er Jahren fiel derGrundwasserstand so weit, dass nur noch bei sehr viel Niederschlag Wasser kurze Zeit in den Mulden stand. Dadurch wurde es möglich, Teile der ehemals extensiv genutzten Weiden in Ackerflächen umzuwandeln.

Nach Gründung der NABU-Kreisgruppe Wesel im Jahre 1977 war es der Wunsch des neuen Vereins, das Schwafheimer Meer wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen. Da der Besitzer viel Verständnis für die Natur hatte, stellte er das 10.000 m² große Gebiet kostenlos zur weiteren Entwicklung zur Verfügung. Der rund 60 m am Meer vorbeifließende Aubruchkanal wurde mit Genehmigung der LINEG (Linksniederrheinische Entwässerungsgenos-senschaft) genutzt und schon bald füllte sich das Schwafheimer Meer etwa zu einem Drittel mit Wasser. Im Laufe eines Jahres hatten sich alle Trockenrisse geschlossen und der Boden so weit verdichtet, dass die Mulde bis zur Hälfte gefüllt war. Nach diesem Erfolg unterstützte die LINEG das Projekt mit weiteren Wassermengen.

Von dem Aubruchkanal, in den das in Moers Kapellen anfallende Sümpfungswasser gepumpt wird, legte die LINEG zusätzlich eine rund 300 m lange Leitung, um das Schwafheimer Meer konstant mit Wasser zu versorgen. Sehr schnell entwickelte sich die nun bis zum Rand gefüllte Mulde wieder zu einem ökologisch vielversprechenden Biotop, das 1989 mit großem Umfeld (ca.28 ha) zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.

Weiterhin wurden 2000 unter Federführung der LINEG in Fortsetzung des Schwafheimer Meeres, jenseits des Aubruchkanals, zwei große Vertiefungen im Bereich dieser Hochflutrinne angelegt, die der Wasserversickerung dienen. Damit wird eine Grundwasseranreicherung erreicht, um dem Wasserwerk Moers/Vinn (Betreiber ENNI) die rechtlich abgesicherte Förderkapazität gewährleisten zu können. Auch wurde die Pumpanlage Aubruchkanal-Vinnbusch zur Sicherung der Wiedervernässung dieses Teilbereiches der Alluvialrinne stillgelegt.

Karl Heinz Hartmann - Schutzgebietsbetreuer

1977 hat Karl Heinz Hartmann mit weiteren ca. acht Personen den heutigen NABU Kreis Wesel gründete. Sein Augenmerk galt zuerst den Eulen und Greifvögenl im Raum Moers und Kamp-Lintfort. Erst später entdeckte er das Schwafheimer Meer als neuen Wirkungskreis. Mit Zivildienstleistenden und mit ehrenamtlichen Mitarbeitern ging es an die Arbeit. Das Schwafheimer Meer wie es sich heute darstellt, bestand aus Wiesen und Ackerflächen. Es wurden mehrreihige Hecken und Bäume gepflanzt. Zäune gesetzt, um die Pflanzungen zu schützen und den Tieren eine Ruhezone zu bieten. Man muss das Gebiet besuchen um zu verstehen, welche Leistung hier vollbracht wurde. Ehrenamtlich und in der Freizeit.

Die bedeutenden Schilfflächen, die Kopfweiden und die Wiesen im Naturschutzgebiet müssen regelmäßig gepflegt werden. Und es ist einiges zu tun, so dass fast täglich kleine Arbeitsgruppen im Einsatz sind. Im Winter werden die Kopfweiden geschnitten, Teile der Hecken auf den Stock gesetzt, Wildaufwuchs entfernt oder der Schilfbereich von Brombeeren befreit. Im Frühjahr wird eher im Randbereich gearbeitet, um die Vögel bei der Brut nicht zu stören. Es werden dann Zaunpfähle erneuert oder Drähte nachgespannt. Auch der Krötenzaun wird im Frühjahr am Schwafheimer Weg aufgebaut. So lange der Zaun steht, müssen jeden Morgen die Eimer kontrolliert, die Frösche, Kröten und Molche gezählt, die Anzahl dokumentiert, die Amphibien über die Straße getragen und im Wasser wieder ausgesetzt werden.

Zu guter Letzt ist das ganze Jahr über die Herde der Heidschnucken zu betreuen und zu pflegen. Die Heidschnucken sind als Landschaftspfleger rund um das Schwafheimer Meer im Einsatz.

Projekte am Schwafheimer Meer

Das "Schwafheimer Meer" bekommt eine Blumenweise

Die Biologin Sabine Engler von der Biologischen Station in Wesel hat 2014 ein "Entwicklungskonzept für die Grünlandparzellen im NSG Schwafheimer Bruch" erstellt.

Für 2015 wurde folgende Vorgehensweise geplant und durchgeführt:

- Konkrete Flächenauswahl für die Einsaat einer artenreichen Wiese in Absprache mit den Flächennutzern und der LINEG
- Abstimmung der geplanten Maßnahmen mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Wesel
- Durchführung von Bodenanalysen auf den Maßnahmenflächen
- Erarbeitung einer Zielartenliste und Gewinnung gebietsheimischen Saatgutes
- Anlage einer Flachlandmähweise im Spätsommer 2015 - erfolgt im August 2015

Mit in Kraft treten des Landschaftsplanes für den Raum Kamp-Lintfort / Moers / Neukirchen-Vluyn am 14.08.2013 ist das bis dahin knapp 17 ha große Naturschutzgebiet "Schwafheimer Meer" durch Erweiterung in nordwestlicher Richtung um gut 14 ha auf nunmehr 31 ha vergrößert worden. Es handelt sich um den Bereich zwischen "Schwafheimer Weg" und dem "Grafschafter Rad- und Wanderweg".

Die Erweiterungsfläche ist größtenteils geprägt durch Wiesen- und Weideflächen.
Die Biologische Station im Kreis Wesel e.V. – Ansprechpartnerin ist Frau Sabine Engler - berät und begleitet Wiesen- und Weidebesitzer beim Umgestalten dieser Flächen in artenreiches Grünland. Artenarme, ausschließlich aus Gräsern bestehende Bestände sollen in artenreiches Grünland mit heimischen Wiesenkräutern verwandelt werden. Sabine Engler hat im Auftrag der LINEG (Eigentümer einiger Flächen im Naturschutzgebiet) ein Entwicklungskonzept für die Grünlandparzellen erstellt. Elf Flächen wurden untersucht und die Vegetation kartiert. Rote Liste-Arten, wie der Wiesen-Storchschnabel und der Große Wiesenknopf wurden punktgenau verortet und in einer Karte vermerkt. Beide Arten gelten im Niederrheinischen Tiefland als gefährdet. Beim Wiesenknopf-Bestand in diesem Naturschutzgebiet handelt es sich um das größte Vorkommen im Kreis Wesel. Leider ist auch hier ein Rückgang des Bestandes zu beobachten.

Bezüglich der Flächen wurden ihre Nutzung (Mahd oder Beweidung) und die Art und Menge der Düngung ermittelt und in Bezug auf das Entstehen oder Verhindern von artenreichem Grünland hin bewertet. Anfang 2015 wurden nun zwei artenarme Grünlandflächen für die Einsaat einer artenreichen Wiese ausgewählt. Da die Umgestaltung von Flächen in einem Naturschutzgebiet stattfinden sollte, wurde diese Maßnahme ebenfalls mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Wesel abgestimmt. Am 21.08.2015 wurde die Maßnahme durchgeführt. Die beiden ausgewählten Flächen – eine parallel zur Wasserfläche am Schwafheimer Weg und eine Fläche im Erweiterungsgebiet – wurden gepflügt und gegrubbert. Größere Steine und andere Fremdstoffe von Hand abgesammelt. Dabei wurde auch ein altes Hufeisen gefunden, welches an den Zaun genagelt wurde und hoffentlich viel Erfolg für den Ausgang des Projektes verheißt. Die Aussaat des Saatgutes wurde von Hand vorgenommen und möglichst gleichmäßig auf den Flächen verteilt. Es wurde streng darauf geachtet, dass das Saatgut von regionalen Pflanzen stammt, damit es optimal an die Anforderungen und Bedingungen im Kreis Wesel angepasst ist. Das pflügen und grubbern der alten Wiesenfläche stellt natürlich einen Eingriff in die Natur und in die bisherigen Pflanzengemeinschaften der alten Wiese dar. Die einmalige Maßnahme ist aber nötig, damit sich die Saat gut entwickeln kann und aus dem artenarmen Ausgangsbestand bald eine Wiese mit vielen typischen Wiesenkräutern wie dem gelben Wiesen-Pippau, der violetten Flockenblume und der bekannten weiß-gelben Wiesen-Margerite entsteht. Zwischen den Gräsern könnten auch bald die dunkelroten Blütenköpfe des am Niederrhein selten gewordenen Großen Wiesenknopfs zu finden sein. Frau Engler von der Biologischen Station Wesel, der NABU Moers / Neukirchen-Vluyn und auch die LINEG sind sehr gespannt darauf, wie sich die neuen Wiesen mit den neuen Pflanzengemeinschaften entwickeln werden.

Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern bis alle Wiesenpflanzen in Erscheinung treten und bis sich ein richtiges Wiesengefüge bildet. Zurzeit sind noch recht viele Acker-Wildkräuter und weniger Wiesenpflanzen vorhanden. Dies wird sich aber im Laufe des Jahres mit der Aufnahme der Wiesenmahd ändern. Eine zweimalige Mahd im späten Frühjahr und im Spätsommer wird nötig sein um die Wiesenvegetation zu entwickeln und langfristig zu erhalten. Eine besondere Wiesenpflanze, ein Frühlingsbote steht aber heute schon auf den neu angelegten Wiesenflächen in Blüte. Es ist die Wiesen-Schlüsselblume, die aufgrund ihrer Gefährdung "Blume des Jahres 2016" ist. Der Verlust von artenreichen Wiesen und Weiden in unserer Kulturlandschaft ist zurzeit ein aktuelles Thema. Selbst Grünlandpflanzenarten gelten mittlerweile als gefährdet. Viele Vögel und Insekten sind auf die vielfältige Vegetation von artenreichen Wiesen und Weiden angewiesen. Nach aktuellen Informationen ist der Bestand von Insekten um 80% gesunken. Wenn dieses Projekt erfolgreich sein wird, werden hoffentlich weitere Flächen folgen.

Erweiterung der Schilffläche

Im Herbst 2016 soll ein paar Hundert Meter langer Zaun versetzt werden, um die Schilffläche zu vergrößern. Hier ist neben Maschinenaufwand auch jede Menge Man-Power angesagt. Schilf- /Röhrichtbereiche sind unbedingt zu fördernde Biotop-Typen.

©HPS-Software Januar 2017 ( Aufrufe: 1)